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"Romeo & Romy"

von Andreas Izquierdo

 

 

Romeo und Romy

 

Dieser Roman ist Balsam für Herz und Seele.

 

 

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Klappentext:

Keinen Job, keinen Freund, keine Perspektive - das ist die nicht gerade erfreuliche Bilanz, als Romy in ihr winziges Dorf im schönsten Nirgendwo heimkehrt. Als Schauspielerin gescheitert, umgeben von schrulligen Alten, fasst sie einen tollkühnen Plan: Sie wird aus ihrer Scheune ein elisabethanisches Theater bauen, und Romeo & Julia aufführen. Mit den Alten aus ihrem Dorf. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Ben, Herzensbrecher und liebenswerter Dilettant, dessen größter Erfolg ein Waschmittelspot war. ...


Zum Inhalt:

"Sie atmete ein. Sie atmete aus. Es war nicht nur die klare frische Luft, die so vertraut die Haut streichelte, es war, als spürte sie neben den Häuschen, Sträßchen und Gärten auch die, die hier schon immer gewohnt hatten. Sie hörte ihre Stimmen, ihr Gelächter, ihr Gemecker und ihr Seufzen wie ein immerwährendes Flüstern alter Geschichten, die das Laub rascheln ließen oder wie Pollen im Sonnenlicht tanzten. Erinnerungen. …
Heimat war nicht das, was man sah, sondern das, was andere niemals sehen würden." (Seite 35)


Manchmal kommt eben alles zusammen. Erst erfährt Romy, dass ihre Großmutter plötzlich und unerwartet verstorben ist, und dann verliert sie auch noch ihren Job beim Theater. Romy kehrt daraufhin in ihr kleines Heimatdorf zurück und zieht in das Haus ihrer Großmutter. Die Trauer sitzt tief, denn schließlich war es Oma Lene, die sie nach dem Tod der Mutter mit viel Liebe großgezogen hatte. Den Vater hatte sie nie gesehen, über ihn hüllt man sich im Dorf in Schweigen. Im Grunde war seinerzeit die ganze Dorfgemeinschaft für Romy wie eine große Familie, in der sie wohlbehütet aufgewachsen ist.

All das ist lange her und als Romy in ihr Dorf zurückkehrt, sind alle ein Stückchen älter geworden. Sie erkennt die ehemals so starken Menschen kaum wieder. Jeglicher Lebenswille scheint in eine gewisse Apathie übergegangen zu sein. Das einzige Interesse besteht eigentlich nur noch darin, wer wohl die letzten beiden Plätze auf dem Dorffriedhof bekommen wird, da keiner der Dörfler auf dem Friedhof im Nachbarort begraben sein möchte. Um genau diese Plätze wird allerdings teilweise mit harten Bandagen gekämpft, soll heißen, zur Not versucht man halt dem natürlichen Verlauf der Dinge ein wenig nachzuhelfen. Als Romy dies erkennt, ist sie entsetzt. Sie muss ihre geliebten Alten unbedingt aus dieser Lethargie herausholen und von diesem aberwitzigen Vorhaben abhalten, dem Schicksal zuvorkommen zu wollen.

Geboren aus dem Wunsch eine berühmte Schauspielerin zu werden, fasst Romy einen wagemutigen Plan. Sie will aus ihrer Hofscheune ein elisabethanisches Theater bauen, und die Dorfbewohner sollen nach der Fertigstellung die Darsteller sein. Der gutaussehende Ben, ein Schauspieler mit wenig Talent und dafür umso mehr Starallüren, soll das Zugpferd sein, welches hoffentlich das nötige Publikum anlocken wird. Es gibt allerdings ein recht spezielles Problem bei der Sache: Ben war eigentlich schuld daran, dass Romy ihren Job als Souffleuse verlor. Außerdem glauben die Dorfbewohner, dass die junge Frau bereits eine vielgefragte Schauspielerin ist. Das Bauamt hat zum Theaterbau dann leider auch noch ein Wörtchen mitzureden, und, und, und. Probleme über Probleme. Nun heißt es zusammenhalten, denn bei Romys Projekt sind nicht nur Köpfchen und kräftige Arme, sondern auch das Herz gefragt. …


Mein Fazit:

Dieses Buch ist wirklich Balsam für Herz und Seele. Vordergründig liest man einen locker geschriebenen und humorvollen Unterhaltungsroman mit einer Liebesgeschichte. Doch im Hintergrund birgt "Romeo und Romy" viele Botschaften, die zum Nachdenken anregen, auch in Bezug auf das eigene Älterwerden. Alt werden oder alt sein muss eben nicht zwangsläufig bedeuten, dass man sich auf ein Abstellgleis begibt und das Leben an sich vorbeiziehen lässt. Manchmal braucht es zwar einen Anstubser von außen, aber vor allem braucht es den eigenen Willen, um Dinge zu ändern oder neue Aufgaben anzupacken. Und in echter Gemeinschaft fällt zudem vieles leichter.

Die herzerwärmende Handlung und die vom Autor liebevoll gezeichneten Protagonisten machen während der Lektüre viel Freude. Ich habe mich beispielsweise köstlich amüsiert, wenn die alten Damen regelrecht um Bens Gunst buhlten, und es war wunderbar zu verfolgen, wie Romy nach und nach wieder Leben in das Dorf und seine Bewohner einhauchte. Freundschaft und Zusammenhalt sind die großen Themen im Buch, ebenso wie die Bedeutung von Heimat, Familie und Geborgenheit. Aber es gibt auch traurige Momente im Handlungsverlauf, denn ein hoher Einsatz fordert mitunter seinen Preis. Und wenn es um einen besonders guten Freund geht, müssen in Ausnahmefällen sogar mal dorfeigene Grundregeln auf den Kopf gestellt werden.

Für mich war dieser erfrischende und vielseitige Roman von Andreas Izquierdo eine Leseerfahrung, die mich absolut überzeugt und begeistert hat. Wenn man am Ende einer Geschichte das Gefühl hat, man hätte die Menschen darin gerne noch ein Stück begleitet, hat ein Autor wohl alles richtig gemacht. Im Endergebnis gibt es von mir eine klare Leseempfehlung und volle fünf Sterne!



 

Autor: Andreas Izquierdo

Buch: Romeo & Romy 

Erscheinungsdatum: April 2016

ISBN: 9783458361411

Verlag: Insel Verlag        

 

 

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