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"Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht"

von Jenny Bünnig

 

Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht

 

Ein wunderbarer Roadtrip mit Tiefgang, und große Erzählkunst.

 

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Zum Inhalt:

Dieser Debütroman von Jenny Bünnig ist ein wunderbarer Roadtrip mit einer ganz besonderen Reisegruppe. Die Teilnehmer haben allesamt ihre Vergangenheit im Gepäck und einen sehr persönlichen Grund für diese Reise. Die Etappen sind die Schweiz, Italien, Frankreich und Portugal. Die abenteuerlustigen Damen dieser kleinen Reisegesellschaft sind seit einem halben Jahrhundert Freundinnen und eigentlich längst im Rentenalter, das macht den ganz besonderen Charme dieser Geschichte aus. In diesem Alter lässt man sich eben nicht mehr so leicht verbiegen, böse Zungen sagen Altersstarrsinn dazu, und regelmäßige Toilettenpausen sollten auf so einer Tour unbedingt eingeplant werden. Allerdings bietet dieses Alter auch einen ganz klaren Vorteil: Jede Menge Lebenserfahrung!

Zu der Reisegruppe gehört die resolute ehemalige Rennfahrerin Frau Lensker, die als Reiseleiterin die Zügel und die Planung der Tour fest in ihrer Hand hat. Außerdem dabei sind noch die lesebegeisterte Bibliothekarin Hildie, die schwerkranke Philosophin Margot und die frühere Künstlerin Charlotte, die Großmutter von Ria. Ria ist die Hauptprotagonistin und Erzählerin in dieser Geschichte. Am Tag der Abreise schließt sie sich ganz kurzentschlossen der kleinen Reisegruppe an. Für Ria ist diese Reise eine Flucht, sie will einfach nur weg, alles hinter sich lassen. Nach dem Tod ihres Vaters scheint die intelligente junge Frau durch Trauer und Schmerz von einem Panzer umgeben zu sein. Wut und Zorn trägt sie wie ein Schutzschild vor sich her. Margot ist die erste, der es gelingt, diesen Panzer etwas zu durchdringen. Doch nach und nach holen die Erlebnisse auf dieser Reise, das Schicksal der mitreisenden Damen, und ein Notizbuch, Ria aus ihrer Isolation.

„Dann senkte ich meine Augen auf das Notizbuch, strich über den Umschlag und schlug es auf. Die Seiten waren noch ganz weiß. Unmöglich, dass ich sie auch nur mit einem einzigen meiner finsteren Gedanken beschreiben konnte, ihnen ein einziges meiner dunklen Gefühle offenbaren würde. Ich hatte ihnen nichts zu sagen. Trotzdem beobachtete ich überrascht, wie sich der Stift zu bewegen begann, die ersten Worte auftauchten, noch unsicher und zittrig. Bereits am Ende des ersten Blattes wurden sie jedoch weniger schüchtern, klarer, entschlossener, sie stürzten sich auf das Papier." (Ria, Seite 64)

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Mein Fazit:

Dieses Buch war für mich eine mitreißende Leseerfahrung, die mich begeistert hat. Eine gefühlvolle Geschichte mit liebenswerten Protagonisten und viel Herz. Das Cover und die Inhaltsbeschreibung lassen zunächst leichte Unterhaltung vermuten, doch der vielversprechende Buchtitel deutet bereits an, dass die Lektüre auch Stoff zum Nachdenken bereit hält. Die kurzweilige Handlung in dieser berührenden Erzählung wurde angereichert mit viel Poesie und Situationskomik, und macht beim Lesen durch den sehr schönen Schreibstil einfach nur Freude. Die vielen ausgesuchten Zitate im Buch, die Hildie gerne gefragt oder auch ungefragt zum Besten gibt, haben mir dabei besonders viel Vergnügen bereitet.

Ein Roman über das Leben, das Alter, unerfüllte Träume, und Freundschaft durch dick und dünn. So steht es im Klappentext. In meinen Augen zeigt die Geschichte in diesem Buch sehr schön, dass auch in einem Alter jenseits der Siebzig das Leben noch nicht vorbei sein muss, und dass Ziele und Träume immer möglich sind. Das Buch zeigt aber auch, dass man den Menschen immer nur VOR den Kopf schauen kann. Eine harte Schale birgt eben in vielen Fällen einen weichen Kern, und oftmals ist die harte Schale oder eine seltsam anmutende Marotte ein Schutzmechanismus. Wahre Freundschaft kann es ermöglichen, solche und andere Schutzpanzer zu durchbrechen.

Nach meiner Ansicht ist dieses Buch mit seiner herzerwärmenden Geschichte und durch die sprachgewaltige Ausdrucksweise große Erzählkunst. Sehr gerne vergebe ich für dieses vielseitige und tiefgründige Leseerlebnis fünf Sterne, plus eines ganz persönlichen Zusatzsternchens für die Tatsache, mit diesem Roman ein neues Lieblingsbuch in mein Bücherregal stellen zu können.

„Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. - Augustinus Aurelius“ (Hildie, Seite 297)
 

 

Autor: Jenny Bünnig

Buch: Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht

Erscheinungsdatum: 19.02.2014

ISBN: 9783784433448

 

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